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Privatisierung der Wasserrechte schrieb am 21.01.2013 um 12:38

Die EU-Kommission will den Markt für die Privatisierung der Wasserrechte
freigeben. Monitor hat darüber am 13.12. eine Sendung ausgestrahlt (Link
unten): Geheimoperation Wasser: Wie die EU-Kommission Wasser zur
Handelsware machen will.

Wenn ihr wie ich gegen diese Privatisierung seid, dann unterschreibt
bitte auf dem u.a. Link unten.

Bis Mitte Januar müssen 1 Mio Unterschriften eingesammelt sein, um das
Vorhaben zu stoppen.

Danke und schöne Grüße

Es geht darum, dass die EU-Zuständigen den Markt öffnen für eine
Privatisierung der Wasserrechte. Portugal wurde bereits dazu gezwungen und
muss jetzt den 4-fachen Wasserpreis bezahlen. Griechenland wird es nicht
anders gehen. Privatisierung bedeutet, der Wasserpreis kann zukünftig vom
Börsenkurs abhängen, Wasser könnte ein Exportschlager werden, die Qualität
wird nicht mehr nach gängigen Richtlinien bestimmt, Grosskonzerne
kontrollieren, wenn˜s drauf ankommt. Bis Mitte Januar werden 1.000.000
Stimmen benötigt, damit die EU sich hierzu erklären muss.

Link zum Artikel:

www.wdr.de/tv/monitor/sendungen/2012/1213/wasser.php5

Link zur Unterschriftenaktion:

www.right2water.eu/de
weitere Links, falls Ihr noch Infos braucht:
http://www.youtube.com/watch?v=Xq4ncp-iNNA
http://www.youtube.com/watch?v=1ehlbC_3HlE


Bündnis gegen SK München schrieb am 09.01.2013 um 15:14

Wir haben uns Anfang November 2012 als ein zweites - die bisherigen Aktivitäten ergänzendes - Protestbündnis gegen die "SiKo" konstituiert.
Unser Bündnis Kriegsrat - Nein Danke! wird derzeit vor Ort getragen von: (alphabetisch)
Aktivengruppe München im Internationalen Versöhnungsbund :: artists 4 peace :: Bewegungen zum Frieden hin e.V. :: DFG-VK München :: ÖDP Stadtverband München :: ÖDP Kreisverband München-Land :: Welt Ohne Kriege e.V.

Einen Protest-Aufruf 2013 haben wir bereits verfasst - er folgt mit eigener eMail.

Unser Bestreben ist die Verbreiterung des Protestspektrums sowie des Protestpotentials und der Gestaltungsmöglichkeiten über die bisherigen - überwiegend (ganz-)linken Kreise hinaus.

Hier die wichtigsten Aspekte unseres Selbstverständnisses:

Wir bekennen uns als Aktionskonsens uneingeschränkt und explizit zur - bei Notwendigkeit auch widerständigen - Gewaltfreiheit i.S.d. Nonviolenz.
Diese Klarheit findet sich auch in unserem Protest-Aufruf wieder.

Wir fühlen uns der Transparenz in Strukturen und Finanzen verpflichtet.
Wir pflegen einen vertrauensvollen und wertschätzenden Umgang untereinander.

Wir führen Entscheidungen im Konsens-Verfahren herbei.

Wir vermeiden personalisierte "Feind"-Projektionen.
Wir orientieren uns nicht an (politischen oder weltanschaulichen) Ideologien.
Wir versuchen, im Sinne von Effizienz mit möglichst wenig Präsenztreffen auszukommen und viel Kommunikation, Textarbeit und Absprachen digital bzw. online zu vollziehen.
Selbstverständlich rufen wir zur selben Kundgebung und zur selben Demo auf wie alle anderen Protestakteure auch.
Auch beteiligen wir uns an Finanzierung und Mitgestaltung von Kundgebung und Demo.
Insofern suchen wir die respektvolle Kooperation mit den anderen Protest-Akteuren.
Einige Mitglieder unseres Bündnisses unterstützen auch den Aufruf des Aktionsbündnis gegen die SiKo.

Des Weiteren pflegen wir das freundschaftliche und unterstützende Verhältnis zur Internationalen Münchner Friedenskonferenz.

In der nächsten eMail stellen wir dann unseren Protest-Aufruf 2013 vor und laden ein zur Unterstützung des Aufrufs sowie zur Mobilisierung bzw. zur eventuellen aktiven Mitwirkung im Bündnis.

mit friedensstarken Grüßen,

Hans Georg Klee Thomas Rödl Andrea Zieglgänsberger Harald Freyer
(Aktivengruppe München im IVB) (DFG-VK München) (ÖDP Stadtverband München) (Welt Ohne Kriege e.V.)

für das gesamte Bündnis-Team

www.kriegsrat-nein-danke.de


Colbitz-Letzlinger Heide schrieb am 28.11.2012 um 11:40

Colbitz-Letzlinger Heide
Positive Polizei-Bilanz nach Protesten

Nach den Protesten von mehr als 200 Menschen gegen den Truppenübungsplatz in der Colbitz-Letzlinger Heide zieht die Polizei eine positive Bilanz. Das "Entern" des Truppenübungsplatzes habe verhindert werden können. Die Aktivisten werfen den Beamten dagegen Schikane vor. So seien bei nur 200 Demonstranten 700 Mal Personalien aufgenommen worden.

Die Polizei hat den Großeinsatz wegen der Proteste in der Altmark als Erfolg bezeichnet. Wie sie am Sonntag mitteilte, verliefen die Aktionen am Rande des Truppenübungsplatzes in der Colbitz-Letzlinger Heide weitgehend friedlich. So sei es den Demonstranten es nicht gelungen, das Übungsgelände wie geplant zu "entern". In einigen Fällen hätten Bundeswehr-Gegner zwar auf das weiträumige Gelände vordringen können. Der Übungsbetrieb dort sei aber zu keinem Zeitpunkt gestört worden.
Keine Zwischenfälle in der Nacht

Laut Polizei gab es den ganzen Tag lang auch unabhängig von der Kundgebung immer wieder Versuche von Militärgegnern, auf das Bundeswehr-Gelände vorzudringen. Die Beamten hätten darum 137 Platzverweise aussprechen und 24 Eindringlinge vorübergehend festnehmen müssen. Darüber hinaus seien in 64 Fällen Strafanzeigen wegen Sachbeschädigung, Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und Beleidigung erstattet worden. In der Nacht zu Sonntag habe es keine Zwischenfälle mehr gegeben.
Bilder vom Gefechtsübungszentrum und vom Protest

Demonstranten werfen der Polizei Schikane vor

Auch die Aktivisten bewerten den Aktionstag insgesamt positiv. Sie hätten einen Tag lang die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit gehabt. In einer Erklärung werfen sie den Sicherheitskräften allerdings vor, die Demonstranten schikaniert und gedemütigt zu haben. Vor dem Kundgebungsort habe die Polizei wiederholt Personalien aufgenommen. Ein Sprecher der Demonstranten schilderte, dass sich viele friedliche Demonstranten bei der Identitätsfeststellung bis auf die Unterhose hätten ausziehen müssen. Erst nach anwaltlicher Intervention seien die Kontrollen etwas gelockert worden.
200 Demonstranten, 700 Personalien

Nach Polizeiangaben wurden bei den insgesamt 200 Demonstranten im Umkreis des Übungsgeländes insgesamt 700 Mal Personalien aufgenommen. Die Beamten rechtfertigen ihre Vorgehensweise damit, dass auf diesem Weg Linksextremisten und einschlägig bekannte militante Bundeswehr-Gegner frühzeitig hätten identifiziert werden können. Unter den Anreisenden hätten sich auch Linksextremisten wie eine frühere Unterstützerin der RAF befunden.
Die Bilanz der Polizei nach den Protesten in der Altmark
Demonstranten vor Ort 200
Polizeibeamte vor Ort 1.000
Personenfeststellungen durch die Polizei 700
Platzverweise 137
Strafanzeigen 64
Festnahmen (vorübergehend) 24


Die Demonstration war Teil einer Aktionswoche gegen den Truppenübungsplatz. Die Mehrzahl der Demonstranten protestierte friedlich. Auf Transparenten hieß es unter anderem: "Lebenslaute statt Bombengetöse" und "Bundeswehr abschaffen". Erklärtes Ziel der ebenfalls angereisten militanten Aktivisten war es, den Übungsbetrieb auf dem Bundeswehrgelände lahmzulegen.

Das Oberverwaltungsgericht Magdeburg hatte die Demonstration unter Auflagen genehmigt. Nach der Entscheidung durften die Militärgegner aber nur in Letzlingen demonstrieren, zudem hatten die Richter einen Sicherheitsabstand zum Gelände vorgeschrieben.


Papier zur Strukturreform im KK schrieb am 13.11.2012 um 08:50

Allein um Wort und Sakrament!

Zu den geplanten Grundordnungsänderungen in der EKBO

„Es wird auch gelehrt,

daß allezeit eine heilige, christliche Kirche sein und bleiben muß,

die die Versammlung aller Gläubigen ist,

bei denen das Evangelium rein gepredigt

und die heiligen Sakramente laut dem Evangelium gereicht werden.“

Augsburger Bekenntnis, Artikel 7









Reform setzt lebendige Diskussion voraus

Liebe ist eine Gabe und eine Aufgabe. Mit der Kirche ist es nicht anders. Aus Gottes Geist ist sie
schon da, mit Gottes Geist müssen wir sie erst Wirklichkeit in dieser Welt werden lassen. Darum
ist es so wichtig, immer wieder miteinander darum zu ringen, wie unsere Kirche aussehen muss.



In unserer evangelischen Kirche haben wir eine große Freiheit bei der Gestaltung. Damit es bei
aller Freiheit auch Gemeinsames und Verbindliches gibt, legen unsere Synoden den Rahmen fest,
in dem wir unserem Gestaltungsauftrag nachkommen. Die Grundordnung – also die Kirchenver-
fassung – ist das wichtigste Kirchengesetz, das diesen Rahmen vorgibt.



Der Landessynode der EKBO liegen Vorschläge vor, diese Grundordnung zu ergänzen und teilweise
zu ändern. Es ist natürlich, dass sich an diesen Entwürfen lebhafte Debatten entzünden: Schließlich
geht es um wesentliche Fragen des eigenen Verständnisses von Kirche. Die engagierte Diskussion
wichtiger Grundsätze, die Auseinandersetzung um die Sache – das ist gut evangelisch. Der Wett-
streit der Argumente ist nicht nur legitim: Er ist notwendig.



Notwendig sind aber auch solide Informationen über den Gegenstand der Auseinandersetzung
und der Geist, in dem die Diskussionen geführt werden. Dieser Beitrag will helfen, Hintergründe zu
erhellen. Er will sich aber auch gegen unredliche Angriffe stellen, mit denen einige Stimmen die
Meinungsbildung beeinflussen wollen.





Strukturen müssen der Sache des Evangeliums dienen

„Kirche“ kann richtig Freude machen! Eigentlich eine selbstverständliche Aussage, wenn doch der
Inhalt aller kirchlichen Botschaft und allen kirchlichen Lebens das Evangelium sein soll. Aber im
Alltag erleben wir das oft anders. Strukturen blockieren, Ängste behindern, Vorbehalte bremsen
aus. Die Kirche lebt eben nicht nur für die Welt, sondern auch immer in der Welt.




Als evangelische Christen müssten wir ein entspanntes Verhältnis zur Ordnung der Kirche haben.
Schließlich können wir sie – im Rahmen von Schrift und Bekenntnis – beständig an unsere Welt
anpassen. Doch in der Praxis fallen uns Reformen und Veränderungen genauso schwer wie ande-
ren Christen auch. Wir hängen an Gewohnheiten, guten wie schlechten. Das macht Aufbrüche so
schwer.





Erfahrungen können geteilt werden

Gelegentlich gibt es sie aber, die Aufbrüche. Viele im Stillen, manche mit großer Öffentlichkeit.
Etliche der nun vorliegenden Änderungen der Grundordnung haben eine Geschichte. Einige gehen
auf Anfragen und Bitten aus den Gemeinden und kirchlichen Arbeitsfeldern zurück. Einige gehen
auch aus der Auswertung eines Aufbruchs hervor, der schon einige Jahre zurück liegt und einen
reichen Erfahrungsschatz hinterlassen hat: Die Strukturreform im Kirchenkreis Wittstock-Ruppin.
Sowohl die Idee einer „Gesamtkirchengemeinde“ als auch das Konzept, ortsbezogenen und auf-
tragsorientierten Verkündigungsdienst zu kombinieren, wurden hier erprobt.



Als Pfarrer, der in diesem Kirchenkreis arbeitet, aber die Reform auch eine Weile mit ausgewertet
und begleitet hat, bin ich von dem eingeschlagenen Weg überzeugt. Nicht, weil alles perfekt wäre.
Nicht, weil alles nur immer harmonisch gewesen wäre. Sondern weil der Kirchenkreis den Mut
hatte, Formen zu erproben und zu verwerfen, und weil die Menschen im Kirchenkreis miteinander
über Gemeinsames und Trennendes im Gespräch blieben, bis sie ein Modell gefunden haben, das
gut funktioniert. Das gemeinsame Ziel ist, nicht einen Rückzug aus der Gesellschaft zu verwalten,
sondern eine lebendige Volkskirchlichkeit auch unter veränderten Bedingungen zu gestalten.



Es gab Rückschläge und Konflikte. Zwei haben eine gewisse Aufmerksamkeit auch über die Region
hinaus gewonnen:



. Beim ersten Konflikt ging es um Strukturfragen, insbesondere die neue Form der Gesamtkir-
chengemeinde: Obwohl die Kreissynode nach vielen Jahren gemeinsamen Überlegens mit
mehr als einer Zweidrittelmehrheit beschlossen hatte, die Erprobung als Kirchenkreis gemein-
sam durchzuführen, erhoben einige Gemeinden gegen diesen Beschluss Klage. Das hat viele
überrascht. Es gab auch Enttäuschungen – auf allen Seiten. Die sind heute überwunden. Der
Kirchenkreis hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Reform in unterschiedlichen Geschwindig-
keiten und mit unterschiedlichen Methoden fortzuführen. Es gibt Gemeinden, die sich zu Ge-
samtkirchengemeinden zusammengeschlossen haben und damit sehr zufrieden sind. Es gibt
zwei Gemeinden, die gern zu einer Gesamtkirchengemeinde gehört hätten, aber in ihrer Regi-
on keine Partner für einen solchen Zusammenschluss gefunden haben. Und es gibt Gemein-
den, die andere Formen der Zusammenarbeit gewählt haben, weil ihnen die rechtliche Selbst-
ständigkeit ein so hohes Gut ist, dass sie es nicht aufgeben wollten. Aber alle Gemeinden sind
aufgebrochen, um Wege zu finden, gemeindliches Leben unter sich drastisch verändernden
Rahmenbedingungen weiter lebendig zu halten.
. Beim zweiten Konflikt ging es um die Person eines Geistlichen, den vier von fünf Ortskirchen-
gemeinden nach ungewöhnlich heftigen Auseinandersetzungen nicht mehr als Seelsorger der
Gesamtkirchengemeinde akzeptieren konnten. Es kam zu einem bis heute anhaltenden Zer-
würfnis zwischen dem Pfarrer und der überwiegenden Mehrheit aller Ältesten sowie den Kol-
legen und Mitarbeitern. Ein Bezug zur Reform, wenn auch gelegentlich hergestellt, wirkt vor
diesem Hintergrund konstruiert: In einem herkömmlichen Pfarrsprengel hätte eine solche
Konstellation zu genau den gleichen Schwierigkeiten geführt.



Auch in den Gemeinden, die alle Elemente der Reform mitgemacht haben, hat sich im Laufe der
Erprobungsphase noch vieles entwickelt. Es gab ja keine Vorläufer. Alles war neu. Nicht alles hat in
der Praxis so funktioniert, wie man es sich vorher vorgestellt hatte. Aber für alles gab es Lösungen.



Die Gesetzesvorschläge, die Ideen aus dem Wittstock-Ruppiner Modell weiterentwickeln und auch
anderen Gemeinden als Angebot unterbreiten wollen, nehmen diese Erfahrungen auf. Einiges ist
dabei anders, als es im Erprobungskirchenkreis einmal angefangen hatte. Vieles davon sind De-
tails. Eins aber ist wirklich zentral: Wir brauchen Gesetze, die Möglichkeiten eröffnen.



Möglichkeiten zu eröffnen hat zwei Dimensionen:



. Gemeinden, die entdecken, dass der Weg in eine lebendige Zukunft nicht mehr allein auf den
gewohnten Pfaden gegangen werden kann, sollten die Chance haben, neue Formen zu nutzen.
. Gemeinden, die finden, dass schon die bewährten Formen genug Spielraum bieten, sich auf
neue Herausforderungen einzustellen, sollten in ihnen weiterleben können.






Ohne Redlichkeit gibt es keinen Dialog

In den letzten Monaten sind bestimmte Gruppen innerhalb unserer Kirche mit Äußerungen an die
Öffentlichkeit getreten, die auf unredliche Weise vor den gegenwärtigen Reformen in der evange-
lischen Kirche warnen. So wird unter anderem unterstellt, die EKD wende zur Durchsetzung ihrer
Reformideen „repressive Gewalt“ an: Sowohl gegen Gemeinden, die ihre Existenz „aus grauer Vor-
zeit“ ableiteten, als auch gegen Pfarrer, „die sich den Reformvorstellungen entgegenstellen“.



Diese Kritik sucht nicht den Diskurs, sondern macht Stimmung mit offensichtlichen Falschdarstel-
lungen. Diese lassen sich natürlich leicht widerlegen. Es ist nicht schwer herauszufinden, dass die
EKD weder Macht noch Mittel hat, irgendwelche Reformen durchzusetzen. Selbst gemeinsame
Gesetze treten in den Landeskirchen erst nach Zustimmung der eigenen landeskirchlichen Syno-
den in Kraft. Und auch diese wenden keine „repressive Gewalt“ an: Der kritisierte Entwurf für ein
Gesamtgemeindekirchengesetz oder die Aufteilung des Verkündigungsdienstes in ortsbezogene
und aufgabenorientierte Arbeitsfelder haben die Form von Ermöglichungsgesetzen. Natürlich ist
mit der Eröffnung solcher Möglichkeiten die Hoffnung verbunden, dass möglichst viele auch Ge-
brauch davon machen: Jedoch aus Überzeugung, nicht unter Zwang.



Wo sich in den zuständigen Gremien die notwendigen Mehrheiten finden, binden diese Beschlüsse
alle. Das ist eine schlichte Folge unserer demokratischen Verfahren. Wo Gemeindekirchenräte und
Kreissynoden von diesen Möglichkeiten hingegen keinen Gebrauch machen, würde sich durch die-
ses neue Recht nichts ändern.





Angst ist ein schlechter Ratgeber

Die Fakten sind also schnell gerade gerückt. Schwieriger ist es, den Emotionen zu wehren, die die
Äußerungen prägen. Zu leicht bleibt trotz aller Argumente das Gefühl zurück, dass vielleicht doch
irgendwo irgendwas im Argen sei in unserer evangelischen Kirche: Wo Rauch ist, ist auch Feuer?






Umso wichtiger ist es, gegen die Stimmung anzugehen, die solche Schreiben verbreiten wollen:
Denn in unserer Kirche sollte es kein „wir hier unten gegen die da oben“ und keine Angst vor Ver-
änderungen geben. Das eigentliche Problem dieser Kritik an den gegenwärtigen Reformbestre-
bungen sind daher nicht falsche Fakten. Das eigentliche Problem ist ihre Theologie.



Kritik, die Neues ablehnt, weil es neu ist, und Altes verteidigt, weil es alt ist, ist zutiefst unevange-
lisch! Die evangelische Kirche weiß, dass die Reformation kein abgeschlossenes Ereignis vor 500
Jahren war, sondern dass sie auch heute unser Auftrag ist: „Ecclesia reformata, semper reforman-
da! – Die reformierte Kirche muss sich ständig reformieren.“





Christsein heißt auf dem Weg sein

Evangelisch ist, keine Angst vor Veränderungen zu haben und zu machen. Wir gehen auf das Jahr
2013 mit seiner Jahreslosung aus dem Hebräerbrief zu: „Wir haben hier keine bleibende Stadt,
sondern die zukünftige suchen wir.“ Das erinnert uns daran, dass die Kirche sich nie zu bequem in
dieser Welt einrichten darf, sondern das wandernde Gottesvolk bleiben muss. Unser Gesangbuch
ist voller mutmachender Lieder, die diese Botschaft vermitteln.



„Komm in unser festes Haus,

der du nackt und ungeborgen.

Mach ein leichtes Zelt daraus,

das uns deckt kaum bis zum Morgen;

denn wer sicher wohnt, vergisst,

dass er auf dem Weg noch ist.“

(EG 428 IV)





„Vertraut den neuen Wegen,

auf die uns Gott gesandt!

Er selbst kommt uns entgegen.

Die Zukunft ist sein Land.

Wer aufbricht, der kann hoffen

in Zeit und Ewigkeit.

Die Tore stehen offen.

Das Land ist hell und weit.“

(EG 395 III)



Natürlich ist das keine Aufforderung zu einer Reform um der Reform willen. Als evangelische
Kirche dürfen wir mit unseren Strukturen ganz unaufgeregt umgehen. Wir haben eine große
Freiheit zur Gestaltung, wenn wir uns an zwei Grundsätze halten:



1. Kirche ist, wo das Wort rein gelehrt
und die Sakramente entsprechend gereicht werden.
2. Der Kirche ist keine Struktur vorgeschrieben,
aber jede Form muss diesem Auftrag so gut es möglich ist dienen.




Der erste Grundsatz steht für die Beständigkeit der Kirche. Nur dieses braucht es, aber dieses
auch immer und überall. Der zweite Grundsatz steht für die Freiheit der Kirche. Keine Ge-
stalt, die sie in der Welt annimmt, ist heilig. Sie kann alles verändern – oder nichts.



Der zweite Grundsatz enthält aber auch einen Auftrag: Zu prüfen, ob eine vorhandene Struk-
tur die beste ist, um das Evangelium zu verkünden. Denn das Wort will in diese Welt einge-
hen, und diese Welt verändert sich. Das Wort will die Menschen erreichen, aber die Men-
schen werden durch ihre Umwelt geprägt. Darum muss auch die Kirche sich verändern, um
Gottes Kirche mit Menschen für Menschen zu sein. Auch hier gilt die alte Weisheit: Wer will,
dass alles so bleibt, wie es ist, will nicht, dass es bleibt.




Deshalb muss alles auf den Prüfstand. Das Bewährte darf bleiben: Weil es dem Auftrag dient
und weil Menschen auch Beständigkeit brauchen. Aber immer, wenn deutlich wird, dass es
eine bessere Form gäbe, das Evangelium unter die Menschen zu bringen und sie in der Kir-
che zu sammeln, dann muss versucht werden, der Kirche diese Form zu geben. Bis auch sie
sich überholt hat.



Deswegen kann man nicht unterscheiden zwischen „geistlichen“ Reformen, die den Glauben
betreffen, und „bürokratischen“ Reformen, die die Gestalt der Kirche betreffen. Die sichtba-
re Kirche ist zwar nicht die ganze Wahrheit und Wirklichkeit. Aber sie ist die einzige Form, in
der uns Gottes wahre Kirche in der Welt begegnet. Darum müssen wir – bei allem Gottver-
trauen – auch unseren eigenen, menschlichen Teil dazu beitragen, dass sie ihren Auftrag
bestmöglich erfüllen kann.





Es gibt vielfältige Gemeinden, aber nur eine Kirche

Die Kirche begegnet uns in vielen Gestalten. Aber sie ist immer und überall die eine Kirche
Jesu Christi. Sie entsteht allein um Wort und Sakrament. Dort entsteht sie als Gemeinde. Das
ist die traditionelle Ortsgemeinde, das ist aber auch die Gemeinde beim Jugendcamp und im
Seniorenheim, beim Kirchentag oder im Krankenhaus.



Jede dieser Gemeinden ist ganz Kirche, weil sie alles hat, was es zum Kirche-Sein braucht.
Keine dieser Gemeinden ist aber die ganze Kirche. Denn zur Kirche gehören auch all die an-
deren Gemeinden, Dienste und Werke, die Anteil daran haben, den Auftrag der Kirche in der
Welt zu erfüllen: in Diakonie, Verwaltung und vielen anderen Arbeitsfeldern. Jede Ebene hat
ihre eigene Funktion, aber keine ist mehr Kirche als die anderen. Viele Glieder, aber ein Leib.
Ohne gelebte Verbundenheit mit den anderen, nur auf sich selbst bezogen, kann deshalb
keine Gemeinde Kirche im Sinne des Evangeliums sein.



Vielleicht verliert durch manche der vorgeschlagenen Änderungen der Kirchenkreis wirklich
seinen Charakter als reine Verwaltungsebene. Doch das steht eben nicht im Widerspruch
zum Wesen der Kirche. Im Gegenteil: Alle Einrichtungen und alle Ebenen haben Anteil an
dem einen, unteilbaren Auftrag der Kirche. Wenn es gelingt, das auf mehr Ebenen als bisher
Wirklichkeit werden zu lassen, dann geschieht etwas wirklich Gutes.



Es gibt also viele Argumente dafür, dass Gemeinden enger zusammenrücken und zusam-
menarbeiten. Oft legt es sich sogar nahe, dass sie sich zusammenschließen, um Kosten zu
senken und Ressourcen zu bündeln. Historische Argumente können dem nicht entgegenste-
hen: Dorf, Ort, oder Stadtteil sind keine theologischen Größen. Gibt es in Christus weder
„Juden“ noch „Griechen“, machen uns weltliche Grenzen nicht zu Fremden.



Im Glauben, in Christus gehören wir alle jetzt schon zusammen und sind wir die eine Kirche.
Innerhalb dieser Kirche haben wir alle Freiheit, Formen zu bilden, zu verändern und zu ver-
werfen, solange wir dabei bemüht sind, mit unserer Kirche, ihrem Erscheinungsbild und ih-
rem Handeln fröhlich Gottes Botschaft auszurichten an alle Welt!






Jeder trägt Verantwortung für das Ganze

Dabei geht es auch um „gute Haushalterschaft“ – wir würden heute sagen: Verantwortungs-
bewusstsein. Wir müssen mit den uns anvertrauten Gütern sorgfältig umgehen. Wenn es
möglich ist, durch Strukturveränderungen Kosten zu reduzieren, um das gesparte Geld in das
Gemeindeleben, in die Diakonie und in die Erhaltung unserer Kirchbauten zu investieren, so
müssen wir das tun. Engere Zusammenarbeit, größere Gemeinden, weniger Kirchenkreise,
schlankere Verwaltungen leisten ihren Anteil daran, die uns anvertrauten Güter für die rich-
tigen Zwecke einzusetzen.



Niemand in unserer Kirche ist sich selbst genug und keiner ist auch wirklich „selbständig“.
Gerade kleine Gemeinden könnten ohne die Zuschüsse der Landeskirche – also der anderen
Gemeinden – nicht leben. Im Gegenzug sollen alle ihren Teil dazu beitragen, dass das Geld
auch wirklich den Menschen vor Ort zu Gute kommt.





Auch Gemeinde darf und muss sich wandeln

Nicht jede Gemeinde braucht Beständigkeit. Aber die Kirche braucht beständige Gemeinden.
Viele Gemeinden entstehen im Gottesdienst und gehen mit ihm wieder auseinander. Das
reicht aber nicht, um Menschen verlässliche Begleitung durch das Leben zu geben. Darum
brauchen wir Formen, in denen Gemeinde eine feste Gestalt annehmen kann: Mit ihrer Kir-
che, ihrem Pfarrer, ihrer Kita…



Diese festen Gemeinden hat es immer gegeben und wird es immer geben. Aber nichts in der
Bibel und in unseren Bekenntnissen schreibt vor, wie und wo solche Gemeinden entstehen
oder wie sie aussehen müssen. Dass ein bestimmtes Dorf über Jahrhunderte auch eine Kir-
chengemeinde war, hatte keine religiösen Gründe, sondern historische. Bürgergemeinde
und Christengemeinde waren identisch. Das Dorf war die Lebenswelt der Menschen, die sie
selten oder nie verließen.



Heute ist das anders. Oft ist nur noch ein überschaubarer Teil der Bewohner „in der Kirche“.
Die Lebenswelt hat sich durch die moderne Mobilität längst erweitert: Einkaufsmöglichkei-
ten, Schulen, Sport- und Kulturangebote werden in größeren Regionen organisiert. Deshalb
darf und muss auch die Kirche nach Wegen suchen, sich an diese Gegebenheiten anzupas-
sen. Wenn sich dabei zwei historische Gemeinden zu einer neuen zusammenschließen, sind
sie als neue Gemeinde nicht weniger Gemeinde oder Kirche als sie es vorher jede für sich
waren.



Natürlich gelingt es fast überall noch, in jeder Dorfkirche eine Gemeinde um Wort und Sak-
rament herum zu bilden. Doch ist das auch immer die beste Form, um das Evangelium le-
bendig zu verkündigen und unter die Menschen zu bringen?



Wer sich ängstlich an diese Art von Gemeinde klammert und andere nicht für möglich hält,
hat das Evangelium falsch verstanden:






. Zwar heißt es: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten
unter ihnen.“ Aber das ist doch keine Beschreibung einer erstrebenswerten Gemeinde-
größe! So viele müssen es mindestens sein, aber volle Gottesdienste, große Gemeinde-
kreise, viele Mitwirkende sollten trotzdem unser Ziel bleiben.
. Zwar heißt es: „Wenn aber alle Glieder ‚ein‘ Glied wären, wo bliebe der Leib?“ Aber das
ist doch keine Aufforderung, so viele Glieder wie möglich zu bilden. Es kommt auf das
richtige Glied an der richtigen Stelle an, damit das Ganze harmoniert und funktioniert.




Heute funktioniert es nicht mehr gut, wenn ein Pfarrer bei einer vollen Stelle zehn Kirchen-
gemeinden mit kaum mehr als 50 Mitgliedern hat. Denn dann hat er auch zehn Gemeinde-
kirchenräte, zehn Haushalte und so weiter.



Verwaltung an sich ist natürlich noch kein theologisches Kriterium. Aber wenn die Verwal-
tungslasten so groß werden, dass die Pfarrer immer weniger Zeit für die Seelsorge haben,
wenn immer weniger Geld da ist, um ein lebendiges Gemeindeleben zu finanzieren, dann
sind das wichtige theologische Gründe für Veränderungen.





Die Beziehungen müssen im Mittelpunkt stehen

Bei Gemeinden kann es ein Zu-klein geben und ein Zu-groß. Das richtige Maß ist ihre Fähig-
keit, lebendige Beziehungen zu ermöglichen. Denn eine Gemeinde um Wort und Sakrament
ist eine Gemeinde der lebendigen Beziehungen: Zwischen Mensch und Gott und zwischen
den Menschen untereinander. Beziehungen leben von Begegnungen.



Kirche ist dort, wo Menschen sich anderen Menschen im Glauben öffnen und gemeinsam
ihren Glauben leben. Zu kleine Gruppen werden selbstbezogen, selbstgenügsam und verges-
sen ihren Auftrag für die größere Welt um sie herum. Zu große Gruppen werden anonym,
unübersichtlich und vergessen, dass das Christentum auch in wirklicher Gemeinschaft gelebt
werden will.



Für die richtige Größe gibt es kein Standardmaß. In der Stadt kann eine Gemeinde mit 6000
Gemeindegliedern noch die nötige Nähe bieten, weil die Wege kurz sind. Auf dem Land kön-
nen vierzehn Dörfer mit zusammen nur 800 Christen schon zu weit auseinander liegen, um
noch lebendiges Gemeindeleben zu ermöglichen.



Weil es keinen Königsweg gibt, schreiben auch die gegenwärtigen Reformprojekte keinen
vor. Sie stellen aber fest, dass die evangelische Kirche Veränderungen braucht: Sie muss
wieder zu einem echten Begegnungsraum für „Gott und die Welt“ werden.





Flexible Formen statt starrer Strukturen

Um solche Begegnungsräume unter sehr unterschiedlichen Bedingungen zu eröffnen, stehen
heute Modelle zur Diskussion, die genug Flexibilität bieten, sich an örtliche Gegebenheiten
anzupassen und auch künftig zügig auf Veränderungen reagieren zu können. Neben die
Ortsgemeinde treten neue Gemeindeformen.




Aber auch die Ortsgemeinde verändert sich. Ein mögliches Modell ist die Gesamtkirchenge-
meinde. Sie schlägt die Brücke zwischen der Notwendigkeit, größere Einheiten zu bilden, und
dem Bedürfnis, überschaubare Verantwortungs- und Glaubensgemeinschaften vor Ort zu
behalten. So können Ressourcen gebündelt werden, während doch die Kirche „im Dorf“
bleibt.



Das Kirche-Sein einer Gemeinde hängt nicht davon ab, ob sie auch juristisch eine Körper-
schaft ist oder welche Selbstverwaltungsrechte sie hat. Der auf weltliche Rechtsformen ver-
engte Blick verstellt die Sicht auf das Wesentliche. Nicht der eigene Haushalt, nicht die eige-
ne Achtelpfarrstelle, nicht der eigene Sitz in der Kreissynode sind ausschlaggebend für die
Lebendigkeit des Gemeindelebens. Geld muss da sein, Mitarbeiter müssen da sein, Mitspra-
cherechte und Einbindung in die kirchliche Gemeinschaft müssen da sein. All das lässt sich
auf unterschiedliche Art gewährleisten.





Berufsbilder sollten sich am Menschen orientieren

Die Veränderungen im Mitarbeiterrecht sollen dem Menschen und den Gemeinden dienen:
Weniger Gremien und weniger Verwaltung sollen entlasten. Theologinnen und Theologen,
Gemeindepädagoginnen und Gemeindepädagogen, Katechetinnen und Katecheten insbe-
sondere im ländlichen Raum leiden heute erheblich unter der Zersplitterung ihrer Stellen auf
zahlreiche Anstellungsträger – in einem Pfarrsprengel und manchmal darüber hinaus. Der
räumliche Zuständigkeitsbereich wächst mit der sinkenden Gemeindegliederzahl erheblich.



Eine Anstellung auf der Kreisebene verhindert die Zersplitterung der Stelle auf viele Anstel-
lungsträger und ermöglicht größere Flexibilität, auf Veränderungen zu reagieren. Natürlich
steckt darin auch eine Relativierung der engen, fast unauflöslichen Bindung eines Pfarrers zu
seiner Gemeinde. Doch diese Relativierung ist schon längst überall erfolgt. Sie ist nicht gerin-
ger, wenn ein Pfarrer für zehn oder mehr Kleinstgemeinden zuständig ist. Der Änderungsvor-
schlag soll eine Möglichkeit schaffen, auf diese vorhandene Situation so zu reagieren, dass
die Arbeit erleichtert und damit auch verbessert wird.



Zu der strukturellen Überforderung kommt, insbesondere im Pfarrdienst, die inhaltliche.
Pfarrerinnen und Pfarrer sollen gute Seelsorger, Prediger und Liturgen sein, dazu missiona-
risch, erfolgreich in der Kinder- und Jugendarbeit, fähige Religionslehrer, versierte Verwal-
tungsmitarbeiter, erfahrene Bauleiter, freundliche Gemeindesekretäre, kreative Gemeinde-
briefgestalter sowie fach- und sachkundige Vorgesetzte anderer Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter. Das Idealbild des allzuständigen und –kompetenten Pfarrers hält sich beharrlich,
stößt aber bei ständig wachsenden Aufgabenfeldern noch deutlicher als früher an seine
Grenzen.



Die Aufteilung in ortsbezogenen und aufgabenorientierten Dienst fördert den gabenorien-
tierten Einsatz von Mitarbeitenden. Das dient dem Gemeindeleben in mehrfacher Hinsicht.
Die höhere Berufszufriedenheit der Mitarbeiter ist ein wichtiges Gut. Der zielgerichtete Mit-
arbeitereinsatz verbessert die Qualität der Angebote. Diese Herangehensweise hilft, die
grundsätzliche Allzuständigkeit aufzulösen und Menschen so ihren Dienst tun zu lassen, wie
es ihren Talenten und Kompetenzen am besten entspricht.


Wird etwa ein aufgabenorientierter Dienst für den Konfirmandenunterricht eingerichtet,
können – gerade im ländlichen Raum – Gruppen gebildet werden, die groß genug sind, an-
sprechende Kurse und Freizeiten zu gestalten und Jugendliche in christliches Gemeinschafts-
leben hineinwachsen zu lassen. Dabei kommen nur Mitarbeiter zum Einsatz, denen die Ar-
beit mit dieser Altersgruppe auch wirklich am Herzen liegt. Es macht einen Unterschied, ob
jemand mit Jugendlichen arbeiten will oder es muss! Und auch die Jugendlichen nehmen
wahr, wenn die Kirche Mitarbeiter einsetzt, die sich diese Arbeit ausgesucht haben, weil sie
ihnen selbst Freude macht.





Ein Blick in die Praxis

Immer wieder werde ich gefragt, ob die Reformideen nur gut klingen, oder ob sie sich auch
in der Praxis bewähren. Schaffen sie Arbeitserleichterungen? Fördern sie Initiativen? Bele-
ben sie die Gemeinden? – Oder gibt es nur noch mehr Verwaltungsebenen, wird kirchliches
Leben vor Ort geschwächt, verliert der Seelsorger den Bezug zu seinen Gemeindegliedern?



Zunächst: Im Kirchenkreis wurde lange beraten, entworfen und verworfen, neu diskutiert
und schließlich mit überwältigender Mehrheit beschlossen, neue Formen kirchlicher Organi-
sation zu erproben. Auslöser waren die Prognosen über die Mitgliedschafts- und Finanzent-
wicklung, aber die Leitfragen waren theologisch:



. Wie können wir die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Verkündigungsdienst von Ver-
waltungsaufgaben entlastet werden, damit sie mehr Zeit für Seelsorge haben?
. Wie können wir die unterschiedlichen Berufsgruppen in der Kirche enger miteinander
vernetzen, damit „Dienstgemeinschaft“ wirklich mit Leben gefüllt wird?
. Wie können wir Aufgaben so verteilen, dass jeder seine persönlichen Gaben mit größt-
möglichem Effekt in den Dienst der Gemeinde stellen kann?
. Wie können wir Grenzen in unseren Köpfen überwinden, um lokale Verortung und regio-
nale Zusammengehörigkeit so zu verbinden, dass das kirchliche Leben lebendig bleibt?




Mich überzeugen die Fragen und die gefundenen Lösungsansätze. Ermutigend ist, dass sie
nicht nur in den rein ländlich geprägten Gemeinden funktionieren, sondern auch in der Ge-
samtkirchengemeinde Ruppin mit Neuruppin als großer, städtischer Gemeinde im Verbund
mit weiteren, kleineren Ortskirchen im Umland. Das Wittstock-Ruppiner Modell ist also
durchaus in verschiedenen Kontexten erfolgreich. Deshalb will ich abschließend schildern,
wie sich die Arbeit in der Praxis gestaltet:





Gesamtkirchengemeinden

Gesamtkirchengemeinden sind kein Verbund rechtlich selbständiger Gemeinden, sondern
echte Kirchengemeinden. Um Gesamtkirchengemeinde zu werden, müssen sich die Einzel-
gemeinden für die Fusion entscheiden. So entsteht eine neue Kirchengemeinde.



Im Unterschied zum üblichen Zusammenschluss gehen die alten Gemeinden jedoch in der
neuen Gemeinde nicht einfach nur auf. Die Gesamtkirchengemeinde ist eine gegliederte


Gemeinde. Die ehemaligen Gemeinden bleiben als Gemeindeteile mit eigenen Rechten in-
nerhalb der Gesamtgemeinde bestehen.



Der Gesetzentwurf über ein Gesamtkirchengemeindegesetz sieht vor, dass diese Gemeinde-
teile „Ortskirchen“ heißen. Weil es diesen Begriff im übrigen Kirchenrecht nicht gibt, werden
Verwechslungen vermieden. In Wittstock-Ruppin hießen sie erst „Kirchengemeinden“, spä-
ter dann „Ortskirchengemeinden“, was aber auch noch zu Verwechslungen führte.



Das Gesetz schreibt auch vor, welche Rechte diese Ortskirchen immer haben. Darüber hin-
aus können die Gesamtkirchengemeinden in ihrer Satzung selbständig weitere Rechte von
der Kirchengemeinde auf die Ortskirchen übertragen. Weil es sehr unterschiedliche Bedin-
gungen in Stadt und Land, aber auch zwischen den Städten und Regionen gibt, sollen die
Gemeinden so einen gewissen Ausgestaltungsspielraum erhalten, der örtlichen Belangen
und Traditionen Rechnung trägt.



Im Gesetz werden zwei Ebenen verbindlich eingerichtet und mit Rechten ausgestattet: Die
Gesamtkirchengemeinde mit ihrem Gemeindekirchenrat und die Ortskirchen mit ihren Orts-
kirchenräten. Die Gemeinden sollen aber auch die Möglichkeit erhalten, darüber hinaus
noch „Gemeindesynoden“ einrichten zu können. Gerade im ländlichen Raum, wo die Wege
weit sind, kann es bereichernd sein, wenn sich die Ältesten einer Gesamtkirchengemeinde
ein- oder zweimal im Jahr versammeln, um über Grundsatzfragen zu entscheiden. Das ist
aber nur eine Kann-Bestimmung, über deren Anwendung die Gemeinden selbst entscheiden.
Wem der Gemeinschaftsaspekt wichtig ist, der wird eine Gemeindesynode als Bereicherung
erleben. Wem es mehr um Effektivität und geringeren Zeiteinsatz geht, der wird den Ge-
meindekirchenrat ausreichend finden. Hier muss jede Gemeinde ihren Weg finden.



Die Arbeitsteilung zwischen „Verwaltungsaufgaben“ als Bereich der Gemeindekirchenräte
und „kirchliches Leben“ als Bereich der Ortskirchenräte ist schematisch. In der Praxis gibt es
natürlich Überschneidungen. Deshalb ist es wichtig, dass die Kompetenzen klar geregelt sind.
Auch hier gilt, dass die Gemeinden viel Ausgestaltungsspielraum über das Satzungsrecht ha-
ben. Wenn, wie wir es in Wittstock-Ruppin erleben, mit der Zeit auch die Gemeinsamkeit
innerhalb der Gesamtkirchengemeinde wächst, kann man diese Aufgabenverteilung neu
anpassen.



Der Dienst der Ortsältesten ist wichtig. Sie kennen die Menschen und ihre Probleme, sie ha-
ben den emotionalsten Bezug zu ihrem Kirchbau. Gewachsene kirchliche Traditionen, aber
auch die Einbindung in die weltliche Gemeinde sind bei ihnen in den besten Händen. Viele
Verwaltungsaufgaben hingegen können problemlos „zentral“ entschieden werden, z.B. Ver-
mietungen und Pachten. Gottesdienstpläne können auch nicht nur vor Ort gemacht werden,
weil der Pfarrer allen gerecht werden muss.



Die zusätzliche Ebene erleben wir nicht als Mehrbelastung. Im Gegenteil: Die Ortskirchenräte
arbeiten sehr selbständig. Die Pfarrer laden sie nur bei Bedarf zu ihren Sitzungen ein. In ei-
nem herkömmlichen Pfarrsprengel wäre das rechtlich nicht möglich. Auch muss es weder
gemeinsame Sitzungen noch gleichlautende Beschlüsse aller Ortskirchenräte geben: Im
Rahmen ihrer Kompetenzen entscheiden diese unabhängig voneinander für den Ort, im
Rahmen seiner Kompetenzen entscheidet der Gemeindekirchenrat für die Gesamtgemeinde.
Dadurch sind wirklich nur die Ältesten „doppelt“ gefordert, die von den Ortskirchenräten in


den Gemeindekirchenrat entsandt werden. Unsere Erfahrung ist, dass sich überall jemand
findet, der gern auch am größeren Ganzen mitwirkt. Die große Mehrheit der Ältesten
braucht aber nicht mehr zu tun, als sich weiterhin um ihren Ort und sein kirchliches Leben zu
kümmern.





Verhältnis von ortsbezogenem und aufgabenorientierten Dienst

Die meisten Kollegen arbeiten traditionell als „Gemeindepfarrer“ – also im ortsbezogenen
Dienst. Die Veränderung spüren sie dennoch: Bestimmte Aufgaben, insbesondere die Arbeit
mit Jugendlichen und Konfirmanden und die Fortbildung von ehren- wie hauptamtlichen
Mitarbeitern, wird vom aufgabenorientierten Dienst wahrgenommen. Der ist meist in Teams
organisiert, die fachübergreifend aus Theologen und Pädadogen zusammengesetzt sind.



Das erfordert natürlich Absprachen, weil der Ortsbezug auch hier wichtig bleibt. So werden
unsere Konfirmanden zwar in regionalen Gruppen gemeindeübergreifend unterrichtet –
aber die Einbindung in Gottesdienste und auch die Konfirmation selbst geschieht überwie-
gend in den Ortskirchen. Diese Absprachen lassen sich leicht und schnell treffen, die Entlas-
tung ist trotzdem deutlich.



Auch können wir dadurch keine Schwächung der Ortskirchen und ihrer Gemeindearbeit er-
kennen. Gerade in den Bereichen, die vom aufgabenorientierten Dienst wahrgenommen
werden, wäre eine lebendige Arbeit ohne regionale Kooperation nicht mehr möglich. Durch
die Zusammenarbeit aber bleiben diese Arbeitszweige in allen Ortskirchen präsent.



Das Zusammengehörigkeitsgefühl im Kirchenkreis ist deutlich gewachsen. Zum einen sind die
Kollegen, die aufgabenorientiert arbeiten, nicht mehr nur in ihren eigenen Gemeinden, son-
dern regelmäßig auch in anderen Gemeinden aktiv. Zum anderen verbindet auch das ge-
meinsame Projekt „Reform“. Bei aller Unterschiedlichkeit der Gemeinden und ihrer inneren
Arbeitsteilung ist der Wunsch groß, voneinander zu lernen.








Zusammenfassung in 9,5 Thesen

Der langen Rede kurzer Sinn: Zum guten Schluss die wichtigsten Gedanken noch einmal –
etwas zugespitzt – in Stichworten.



1. Kirche entsteht, wo sich Menschen um die Verkündigung des Evangeliums in Wort
und Sakrament versammeln. Es braucht nur dieses, aber dieses auch immer.
2. Jede Gemeinde ist ganz Kirche, aber nicht die ganze Kirche. Ohne Verbundenheit
untereinander können die Gemeinden nicht Kirche im Sinne des Evangeliums sein.
3. Es gibt keine vorgeschriebene, feste Gestalt der Kirche. Aus allen möglichen Formen
müssen wir immer diejenigen wählen, die dem Auftrag der Kirche am besten dienen.
4. Das Kirche-Sein einer Gemeinde hängt nicht von einer bestimmten Rechtsform ab.
Gemeinden im theologischen Sinn können Ortskirchen ohne eigene Rechtspersön-
lichkeit genauso sein wie ganze Kirchenkreise. Je mehr Kirche auf allen Ebenen sicht-
bar und erfahrbar wird, desto besser ist es auch für die anderen Glieder.
5. Nicht jede Gemeinde braucht Beständigkeit, aber die Kirche braucht beständige Ge-
meinden. Deshalb muss es immer auch verbindliche Gemeindeformen geben.
6. Historische Grenzen sind kein theologisches Kriterium. Gemeinden müssen sich an
der Lebenswelt der Menschen orientieren, denen sie dienen.
7. Gemeinden können zu klein oder zu groß sein. Das Maß ist keine fixe Zahl, sondern
die Möglichkeit lebendiger Begegnung im Spannungsfeld zwischen Gott und den
Menschen.
8. Geld allein ist kein Argument, aber wir sind zu guter Haushalterschaft verpflichtet.
Menschliche und finanzielle Ressourcen sollen dem Gemeindeleben dienen, nicht in
Verwaltungsabläufen versickern.
9. Auch bei beruflichen Mitarbeitenden müssen Aufgaben gabenorientiert verteilt wer-
den. Je mehr Menschen dort eingesetzt werden können, wo ihre Stärken liegen, des-
to erfolgreicher ist ihre Arbeit und desto zufriedener sind sie mit ihrem Beruf. Der
aufgabenorientierte Dienst ist deshalb eine sinnvolle Ergänzung des ortsbezogenen
Dienstes. Niemand kann alles können, also sollte auch niemand grundsätzlich für al-
les zuständig sein.


9,5. Das gilt auch für Pfarrerinnen und Pfarrer.







Pfr. Patrick Roger Schnabel

31. Oktober 2012


Landesjugendversammlung Bericht schrieb am 10.09.2012 um 23:55

Vom 7.-9. September war es mal wieder so weit: Die LandesJugendVersammlung tagte.
Die LJV ist das höchste Gremium der evangelischen Jugend Berlin-Brandburg. Jeder Kirchenkreis ist berechtigt bis zu 4 Jugendliche dort hin zu delegieren.
Und was machten wir konkret?
Wir waren in Berlin Kreuzberg in einem schönen Tagungshaus untergebracht.
Freitagabend gab’s eine kleine Sitzung, in der wir uns über Jugendarbeit in unserem Kirchenkreis ausgetauscht und verschiedene Dinge wie zum Beispiel das Jahresthema 2013 „mehr als leben“ beschlossen haben. Nachts eine kleine Taizé Andacht und, wie immer, zusammensitzen in netter Runde, bis spät in den Morgen.
Am Samstag besuchten wir die interreligiöse Jugendbegegnung „Grüß Gott mal anders“. Es gab zig Workshops: Kaligraphie, Theater, Diskussionen, Stadtspiel Mr. X... Die bunte Mischung, zum Beispiel von farbig leuchtenden Kopftücher und mehr oder weniger aufwendigen Frisuren, war toll, genau so wie die Workshops und auch die Ergebnisse von ihnen z.b. Filme über Abraham mit Legofiguren gedreht (auch auf Youtube zu finden).
Nach einer langen lustigen Nacht, gabs am Sonntagmorgen dann noch mal die zweite Sitzung mit, unter anderem, Wahlen und dem Beschluss dass die evangelische Jugend sich gegen das Asylschnellverfahren ausspricht und ggf. einsetzt und dass das JugendDankOpfer 2012 „Himmelkinder“, für Straßenkinder in Brasilien, auch 2013 noch weitergeführt wird.
Es wäre toll wenn es auch bei uns noch ein paar Aktionen gebe, um Geld dafür zu sammeln. (Es gibt auch die Möglichkeit per Handy 3 Euro zu spenden. Einfach eine SMS an 8 11 90 mit dem Text „JDO“ senden. Funktioniert tatsächlich)

Schön wäre es, wenn sich noch andere Jugendliche für die LJV finden würden. Von einem Bereich der größer ist als Berlin, war ich dieses Mal die Einzige.
Es geht um zwei Wochenenden im Jahr. Die Fahrtkosten und der Teilnehmerbeitrag werden komplett erstattet. Es ist echt lustig, das Essen ist meistens gut und man hat die Möglichkeit viele neue tolle Leute kennen zu lernen. Und Demokratie mal ganz konkret mitzuerleben und zu gestalten.
Die nächste Versammlung ist vom 22.-24. März. Bei Interesse meldet euch doch einfach bei mir oder Eckhard Hässler.
Lina Sophie Duppel (Lina-Sophie.Duppel@gmx.de)


Musikalischer Protest schrieb am 04.09.2012 um 10:11

Alle 14 Minuten ein Toter
Das Orchester „Lebenslaute“ blockiert den Waffenhersteller Heckler & Koch. Aus deren Chefetage lässt sich niemand blicken.von Nancy Waldmann



Musikalischer Protest vor den Werkstoren von Heckler & Koch. Bild: N. Waldmann

OBERNDORF AM NECKAR taz |


14 Minuten. Solange sollten die Mitarbeiter von Heckler & Koch doch bitte innehalten und der Menschen gedenken, die durch die von ihnen hergestellten Schusswaffen zu Tode kommen. Weil alle 14 Minuten ein Mensch durch eine Waffen aus dem Hause Heckler & Koch in Oberndorf zu Tode kommt. Das zu Schichtbeginn um fünf Uhr früh, eine Bitte an die Arbeiter, geäußert von Musikern, die mit Stücken von Schubert und Händel musizierend die fünf Werkstore blockierten. Die Arbeiter kamen der Bitte nicht nach.


Die Szene spielte sich am Montag früh zum unangekündigten Teil der Konzertblockade des Orchesters „Lebenslaute“ ab. Fünf Stunden dauerte die Belagerung der fünf Werkstore von Heckler & Koch. Einige Arbeiter gelangen über Schleichwege vorbei auf das Werksgelände, es gelingt keine vollständige Blockade des Haupttors. Dennoch scheint der Betrieb gestört. Die Mitarbeiter-Parkplätze vor dem Werksgelände sehen leer aus. Offenbar waren viele erst gar nicht gekommen. Montagsbetrieb in der Waffenschmiede auf Sparflamme.


Pünktlich um 10 Uhr stimmten Chor und Orchester mit der Händel-Arie „Waffenhandwerk schafft nur Unheil“ den offiziellen Teil vor dem Haupteingang an. So lautet das Motto für die Konzertaktion des „Lebenslaute“-Orchesters, das einmal im Jahr mit klassischer Musik an ungewöhnlichen Orten wie Atommüllagern und Militärübungsgeländen für Frieden und Menschenrechte demonstriert. Über hundert Instrumentalisten und Chorsänger aus dem Bundesgebiet und aus Österreich haben sich in diesem Jahr auf die Aktion in Oberndorf vorbereitet. Sie ist Teil einer mehrtägigen bundesweiten Kampagne gegen Rüstungsexporte.

Waffen trotz Embargo
Der sogenannte Kleinwaffenhersteller Heckler & Koch ist einer der bedeutendsten Infanteriewaffenhersteller in Deutschland. Immer werden seine Waffen in Staaten gefunden, die mit einem Waffen-Embargo belegt sind. Die Staatsanwaltschaft ermittelt unter anderem, weil im vergangenen Jahr Heckler-Waffen auf einem Gaddafi-Stützpunkt in Libyen gefunden worden waren. Exportschlager sind unter anderem die Schnellfeuergewehre G3 und G36. „Der Begriff Kleinwaffen ist eine Verniedlichung“, sagt die Bratschistin Barbara Rodi nach dem ersten Stück in Mikrofon. „Tatsächlich sind es Massenvernichtungswaffen, denn durch diese werden die meisten Menschen auf der Welt getötet.“

Rodi erhält Applaus, rund 200 Zuhörer sind zur Konzertaktion gekommen, viele davon aus der Umgebung, aus Stuttgart und Schwäbisch Gmünd. Darunter viele ältere – untypisches Publikum für Straßenblockade-Aktionen, aber typisch für „Lebenslaute“, die mit klassischer Musik bürgerliches Publikum anziehen. „Das Tolle ist, das die nicht nur spontan mal Musik machen, sondern dass alles so professionell einstudiert ist“, munkelt ein Mann seinem Nachbarn zu.


Nach weiteren Stücken Schubert und Pasquais' Friedensoratorium fordern „Lebenslaute“-Musiker am Mikrofon Rüstungskonversion, die Umstellung der Produktion auf zivile Güter. Heckler & Koch habe das schon zweimal getan, nach dem Ersten und nach dem Zweiten Weltkrieg. Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes der Firma verfolgen gleichmütig das Programm, aus der Chefetage lässt sich an diesem Tag niemand blicken. Man hat sich wohl entschieden, abzuwarten und auszusitzen.

Waffen für die „Guten“
Abseits des begeisterten Publikums haben sich einige Oberndörfer aufgestellt, die das Geschehen bissig verfolgen. Ex-Heckler-Mitarbeiter, wie sich herausstellt, die sich mit ihrem früheren Arbeitgeber solidarisieren wollen. „Ich bin stolz, dort gearbeitet zu haben, das ist eine ganz soziale Firma“, sagt einer. „Heckler & Koch ist doch ein kleines Würstchen, warum geht es immer gegen die?“, fragt eine Frau. Rüstungskonversion? – sie winken ab. Auf Autos oder Nähmaschinen umstellen? Das hätte die Firma alles schon ausprobiert, es würde sich nicht tragen, der Markt sei gesättigt. Außerdem produzierten Heckler & Koch doch für Polizei und Bundeswehr. Die „Guten“ gewissermaßen. Krieg werde es sowieso immer geben. „Das kann man doch in der Bibel lesen!“, sagt die Frau.



Vorn vor dem Werkstor wird derweil die Abschaffung der Bundeswehr gefordert. Dann geht das Orchester zu den „unklassischen“ Stücken über, gibt ein Lied der Punkband Chumbawumba sowie das Volkslied Guantanamera zum besten. Die Stimmung wird gelöster. Ein „Rüstungsbeauftragter“ der Bundesregierung weiht ein Denkmal ein für den Firmengründer Mauser und verkündet die Schließung von Heckler & Koch zum 31.3.2013 – „aufgrund von Protesten der Bevölkerung“. Es ist eine Comedy-Einlage, die direkt in die Mittagspause fällt, als Mitarbeiter aus den grauen Hallen strömen und sich auf der anderen Seite des Werktors sammeln. Am Ende ertönt ein Walzer, bei Heckler & Koch wird getanzt.
http://www.taz.de/Waffenschmiede-in-Oberndorf-blockiert/!100942/


Friedensdekade 2012 schrieb am 13.08.2012 um 10:19

Das Motto der diesjährigen Friedensdekade
lautet:" Mutig für Menschenrechte" und findet vom 11-21.11.2012 statt.


Asylheim Treskow-interkul.Fest schrieb am 13.08.2012 um 10:17

Interkulturelle Woche - 8.September -Trskow
Asylheim - interkulturelles Fest der dort wohenenden Asylbewerber - 14.00 -18.00



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