Du bist hier: Projekte » Ghana Reisetagebuch » Tagesbericht Sonntag/Montag 5./6.8.2001
Wir fahren 8.22 Uhr vom Bahnhof Zoo Berlin ab. Der ICE fährt lange ... Es lohnt sich, die Gitarre
auszupacken. Viele schlafen, pendeln zum Rauchen, zur Mitropa. 15.00 Uhr Ankunft Frankfurt/Main.
Beim Einchecken merkt Franziska, daß ihr Paß nicht da ist. Wir versuchen alles, um ihr doch noch die
Weiterreise zu ermöglichen. Der Bundesgrenzschutz vermittelt uns Telefonnummern vom Generalkonsulat
und der Paßstelle, will aber keinen provisorischen Paß ausstellen. Schwarzafrika ist ihnen zu
unsicher. Wir versuchen noch, das Ticket umzuschreiben auf den nächst möglichen Flug. Die
Egypt-Airlines-Dame vertröstet uns auf das Reisebüro in der Stadt, aber heute ist Sonntag ... In
25 Minuten startet der Flieger nach Kairo, wir müssen Franzi hier lassen und machen ihr Mut, noch
nachzukommen ...Wir umarmen uns bei der Flughafenkapelle mit einer Träne im Auge, Stefan und Maria
sind auch dabei ...
Gegen 1.00 in Kairo, wir geben die Pässe ab und warten im stickigen Flughafen. Bunte Leute, Priester,
bärtige Männer mit hohen Schapkas, deutsche Rasterlockige, Abenteurer, verschleierte Frauen. 3.30
Uhr verspäteter Abflug nach Accra (ein Sitz war abgegangen), Müdigkeit, Wolken ...wie weit es doch
bis nach Westafrika ist ... Zwischenlandung in Nigeria (Lagos) ... Dann endlich ACCRA:
Im Flughafen kommt uns Abongo gleich entgegen mit der Frage, wo die paßlose Frau ist, er hätte das
geklärt. Er hilft uns beim Ausfüllen der Einreisekarten. Sammy und zwei Kraftfahrer fahren mit einem
alten Mercedes-Benz Bus vor. WAHNSINN - eine Fahrt durch ACCRA, löchrige Straße, an deren Rändern
Feuerchen brennen, wo Frauen Essen machen, Möbeltischler werkeln an großen Stühlen, Steine werden
aus Lehm hergestellt, an den Kreuzungen betteln Leute im Rollstuhl, eine Herde Kühe kommt uns
entgegen, die Autos sind klapprig und völlig überfüllt. Kinder in Schuluniform winken uns zu ...
Da kommt das Logo vom KASAPA-Centre an der Straße in Sicht, vor dem bewachten Eingang schläft
eine Schafherde mitten auf dem Weg, die auch nicht aufsteht, lächelnd fährt der Driver drum herum.
Man ruft uns von weitem schon freundliche Worte zu. Wir sehen schon die traditionellen
wiederaufgebauten Lehmhütten, mit Stroh gedeckt. Drei schöne gedeckte Tische mit persönlichen
Serviettenringen ... Spaziergang am Strand, tolle Muscheln.
Frauen sammeln Kalksteine und Muscheln für den Hausbau am Strand, ich darf sie fotografieren.
Susanne, die Leiterin des KASAPA-Centres, erzählt dann, daß das verboten ist, weil dadurch der Sand
schnell ins Meer getragen wird. Ein großes Schild am Strand, unterschrieben vom Chief, besagt das
auch noch mal, aber wer setzt das durch?
Ein Fischer steht bis zu den Hüften im Wasser und wirft geschickt ein riesiges Netz aus. John führt
uns am Strand entlang, wir sehen tolle Schmetterlinge (in seiner Sprache heißen sie Frafranli) ...
Erstes Treffen um 14.00 Uhr unter dem Festzelt an der Küche. Susanne erzählt von Moskitos, Kobras,
running stomach, dem geplanten Schulbesuch, Ausflug in das Bergdorf Liate Wote, Besuch bei
den Straßenkindern in Accra, dem Story-Telling-Abend ... Der erste Nachmittag ist frei, wir schauen
einer Jugend-Trommelgruppe am Ufer zu und Mädchen, die dazu tanzen. Wir werden freundlich begrüßt. Die Wärme
und das Lächeln der Menschen ist uns schon den ganzen Tag lang aufgefallen.
Die Häuser hier in Kasapa sind aus Lehm gebaut, nach einer alten Tradition aus der Volta-Region. Nur
der unterste Fundamentstein ist aus Zement wegen der Termiten. Susanne erklärt uns, daß die
Lehmbauweise nicht nur traditionell und für die klimatischen Bedingungen besser ist, sondern auch
billiger (ein Zementstein = 10 Lehmsteine). Eine Führung durchs Center folgt: auch Kasapa muß wie
alle im Dorf Wasser kaufen. Hier liegt zwar eine Leitung, aber die Großstadt Accra verbraucht so
viel, es kommt hier nichts mehr an. Ein Eimer kostet 500 Cedis ca. 20 Pfennige. In Kasapa wird
der Müll getrennt, es gibt patentierte Komposttoiletten, die, wie wir hören, von den ghanaischen
Gefängnissen nachgebaut werden sollen, und eine Schilfkläranlage.
Matthias Amme
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