Du bist hier: Projekte » Ghana Reisetagebuch » Tagesbericht Freitag, 10.8.2001
Das war ein Tag, an dem man Routine erwartete, was vorerst auch danach aussah. Das übliche
Aufstehen, Tanzen, Frühstück, danach gegen 10.00 Trommelunterricht. Für den Nachmittag war jedoch
ein Ausflug nach Accra zum Twin-Festival, einem Festival zu Ehren der Zwillinge, geplant. Einige
fuhren dann auch, ein Teil von uns aber, zu diesem Zeitpunkt schon an den Symptomen einer
Magen-Darm-Erkrankung leidend, blieb unter der Aufsicht einiger Nichterkrankter hier. Diese
kümmerten sich gar liebevoll um die Patienten, wichtig war da auch das einheimische Personal, das
uns sehr half, sei es mit etlichen Flaschen Elektrolytlösung, Decken, Eis für Wadenwickel oder
einfach nur Beistand durch ein Gebet. Schließlich wurden die Symptome immer heftiger, das Fieber
stieg und stieg, der Zustand verschlechterte sich enorm, und teilweise war es so schlimm, daß die
Toiletten kaum reichten und es zu einem Brecheimernotstand kam. Wadenwickel, ständige
Temperaturkontrolle, Zuspruch, Guavatee, die Gesunden rotierten bis zur Erschöpfung. Gegen Abend
kam dann der Rest der Truppe mit weiteren vier Kranken. Die wurden kurzerhand auch ins Bett
verfrachtet, Wadenwickel, Fieber messen, Elektrolyt. Diejenigen, denen es noch gut ging, wurden
wieder mit einem außerordentlich leckeren Essen verwöhnt.
Unser Ausflug nach Accra war hinreißend. Wir fuhren durch das Marktgebiet und staunten über Stoffe,
Möbel, handbearbeitete Hölzer, Eisentore, Autoersatzteile ... Am Straßenrand OMO- und Maggiwerbung.
Öfter bleiben wir im Verkehr stecken. Wir biegen in eine Seitenstraße ein, die so schmal ist, daß
die Wäscherinnen am Straßenrand aufstehen müssen, um Platz zu machen. Wir steigen mitten in einem
Gebiet aus, wo niedrige einstöckige Steinhäuser stehen. Das Leben pulsiert auf der Straße. Ein
Schuhmacher sitzt an seinem Tisch. Wir gehen durch einen schmalen Durchgang, an dessen Eingang eine
alte Frau uns alle begrüßt (eine matriarchate Familie?). Drinnen in dem kleinen Innenhof werden
Plastikstühle angeboten, es gibt ein wenig Fleisch zu essen. Der Hof ist vielleicht drei Meter breit,
aber voller Menschen. Es ist höllisch laute Musik und es wird im Kreis getanzt um einen Mann, der
im Takt Yams stößt. Da wird die Musik abgestellt, und alle singen und tanzen wie wild herum (schon
ein Lied für das bevorstehende Fest der Zwillinge?). Wir gehen hinaus, fahren 20 min. mit dem Bus,
steigen wieder aus und werden auf ein Hausdach geführt. Von dort können wir gut die Straße einsehen,
wo die Zwillingszüge herunterkommen.
Leute mit tollem Outfit spazieren ebenfalls die Straße herunter, hin und wieder ein Taxi oder ein
Motorradfahrer. Ansonsten Tausende von Menschen, die alle zu rufen oder zu kreischen scheinen, so
laut ist es.
Da kommt einer von den Zügen mit Zwillingen. Vorneweg eine Frau in Trance mit einer Schüssel auf dem
Kopf mit Grünzeugs darin. Wenn sie hinzufallen droht, wird sie gestützt. Auch ein weißbemalter
starker Mann, der einen riesigen Kopfputz trägt mit Grünzeugs und alten Schuhen und Klamotten
verziert, tanzt herum. Wie es der Zufall so will, laufen unten auch die Deutschen vorbei, die wir
im Flugzeug kennengelernt haben. Langsam dämmert es und wir brechen auf. Einige von uns haben
Magenbeschwerden und starkes Fieber. Die Rückfahrt, zwei Stunden, wird eine einzige Qual.
Matthias A.
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